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- Meine Reise in die Erotik

Lang überfällige Aufarbeitung oder Die devote Onlinesuche

Lang überfällige Aufarbeitung oder Die devote Onlinesuche

Ich sitze seit Tagen an der Zusammenführung meiner diversen Pages und bin dabei auf so einige Erinnerungsstücke gestoßen, die es sich lohnen, verarbeitet zu werden. Gut, ich weiß, dass ich einigermaßen in der Lage bin, mit Worten zu jonglieren, aber das, was ich da teilweise zum Besten gegeben habe, spottet jeder Beschreibung.

 

Selbstdarstellung im Netz kann durchaus so einige Kuriositäten hervorbringen. Schmunzelnd lese ich mir manche meiner selbstfabrizierten Profiltexte, Vorstellungstexte und Blogbeiträge durch und frage mich, was mich denn dabei geritten hat, so etwas von mir zu geben.

 

Gentledom hat mir einmal einen sehr weisen Rat gegeben, damals wusste ich nur nichts damit anzufangen: „Kommuniziere konkret, was Du suchst, und lass Dich nicht auf faule Kompromisse ein.“ Im Nachhinein betrachtet, hätte mir das Umsetzen seines Rates einige Wirrungen und einige Negativerfahrungen erspart. Hinterher ist man immer schlauer oder anders gesagt: da wundert sich devote Frau darüber, dass die Reise in abstruse Richtungen führt.

 

Aber ich schweife ab. Zurück ins Jahr 2016 und zu meinen Anfängen im BDSM. Ich wollte damals Antworten und so meldete ich mich in diversen Communities und Foren an, um mein Wissen zu erweitern. Naiv, leichtgläubig und unerfahren tappte ich prompt in die „Frischfleisch – Falle“.  Wie kann ich auch nur so einen Profiltext onlinestellen?

 

„Wie beschreibe ich mich am Besten? …hmmm gar nicht so einfach … Ich versuchs mal … Ich bin 50 und komme aus Mittelhessen. Ich bin ein sogenanntes spätes Mädel, hab meine Neigung erst mit 48 zugelassen. Soweit so gut.Ich bin devot und maso – nein so stimmt es nicht … ich bin wohl nicht unterwürfig genug und maso… naja es gibt Schmerzen auf die reagiere ich eher wie eine Memme. Ich bin sub …nein auch nicht wirklich, dazu fehlt mir ein Dom, und Sklavin schon gar nicht…Ich suche also was mir fehlt…Bist Du mein Dom?“

 

Die Antworten, die sich keine 3 Minuten nach online stellen des Profils in meinem Postfach einfanden, waren dementsprechend …. „Onlinefragebogen ausfüllen und dann anrufen!!!“, „Schick mir Bilder aber sofort!!!“, „Ab jetzt bin ich Dein Dom, ich hab Dir im Anhang Regeln geschickt, die lernst Du auswendig und daran wirst Du Dich halten!!!Keine anderen Kontakte mehr!“ und andere kuriose Schreiben, die ich zum Teil bereits in meiner Satireabteilung hier im Blog verarbeitet habe, bekam ich zu lesen und ich Dummerchen antwortete auch brav auf die meisten davon.

 

Ich fürchte meine Aversion gegen „Dumm-Doms“ hat in dieser Phase entschieden Vorschub bekommen, aber ich muss ehrlicherweise zugeben, dass ich eben daran nicht ganz unschuldig war. Ich hab ja zugelassen, dass sie so agieren konnten, wie sie agierten und was diese Herren von mir verlangten, auch brav umgesetzt und mir so halt auch selbst zum Teil zuzuschreiben, was mir wiederfahren ist.

Doch habe ich aus meine Anfängen gelernt? Iwo das wäre ja dann doch zu einfach gewesen. In der nächsten Profiländerungswelle kam dann folgender Text zustande:

 

„Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein (Goethe). Ich bin ein Herzmensch, der einfach manchmal zu viel denkt. Ich bin kein Hungerhaken und werde es auch in diesem Leben nicht mehr sein, zu deutsch, ich bin mollig, also ist an mir genug dran, an dem sich mein Herr erfreuen kann. Ich habe die Sehnsucht nach völliger Hingabe, mich fallen zu lassen in die Dominanz eines Herrn – meines Herrn. Wen suche ich? Ich bin auf der Suche nach einem Partner, der mit Leidenschaft und Naturdominant an meiner Seite sein möchte.  Im Alltäglichen möchte ich eine innige, respektvolle Partnerschaft auf Augenhöhe. Was Alltäglich ist, kann definiert werden und wächst am gemeinsamen Erleben. Ich suche aber auch nach „meinem“ Herrn, der keine Angst vor Bindung hat und nicht nur seine narzisstischen Züge ausleben möchte. Ich eigne mich nicht als Zweitfrau oder „Spielbeziehung“.

 

Wer meldete sich auf diesen Text? Was mein ihr? Genau – Die Narzisten, die ich nicht haben wollte; die Doms, für die Frauen nur Spielzeuge sind; die Doms, die die Ehrlichkeit, was Monogamie anbelangt, nicht sehr genau bzw gar nicht wahrnahmen. Und auch aus dieser Gruppe schafften es einige Exemplare in meinen Blog. Und erneut war ich nicht lernfähig, denn es gab noch eine dritte Profiländerungswelle, auch daran will ich euch teilhaben lassen.

 

Text Numero drei …lest selbst:

 

„Ich bin ein Mensch!!! Ich leide, liebe, fühle, lebe!!! Habe Sehnsucht und auch viele Träume, habe Temperament und Fantasie, habe Stärke und Schwächen und mache Fehler, wie jeder andere Mensch auch. Du sollst von meiner Angst wissen, aber auch von meinem Mut. Du sollst meine Unsicherheit spüren, aber auch meine Festigkeit. Du sollst mich straucheln sehen und fallen, aber auch schwimmen und fliegen. Du sollst mich sehen, wie ich bin, mir die Hand reichen und sagen: Komm, komm mit nach Hause!!!

 

Liebe „DOMINANTE“ Herren, mit mir gibt es eine Beziehung nur für zwei, also rein monogam!!! Ihr solltet auf die gleiche Art zählen wie ich. Wenn da im Untergrund also noch eine Partnerin und/oder Ehefrau herumschwirrt, verschont mich mit Eurem Interesse!!!!! Ich mag es wirklich sehr, wenn ihr tabulose Frauen bevorzugt und euch von ihnen nicht nur die Füße küssen lasst, nur dann eben auch von ihnen nicht von mir!!! Ich bin dafür ganz sicher die Falsche. Ich wurde mit einem viel zu großen eigenen Willen und mit jeder Menge Selbstachtung ausgestattet.  Von Männern mit Humor, Phantasie und anwendbarer Intelligenz dagegen lasse ich mich am ehesten in ein Gespräch und mit Niveau vielleicht auch um den Finger wickeln.  Allerdings schließen Niveau und Geist Einfühlungsvermögen, Empathie und Humor nicht aus. Nichts ist erotischer, als ein Mann auf Augenhöhe, der weiß, wovon er spricht, der nicht fragt, wonach mir ist, sondern die Gabe besitzt, es selbst herausfinden. Und wenn mir schon Zahlen geflüstert werden müssen, dann bitte die Höhe des IQ’s, alles andere wäre bei meiner „Matheunverträglichkeit“ eher vergebene Liebesmüh. Noch eins zum Schluss der „Wie sollte…“-Aufzählung: Sollte Dein Interesse als Dom zu Fremdnutzung, Verleih, Gangbangs, Parties und BiSpielen tendieren, so bin ich die falsche Wahl. Das alles wird es bei mir nicht geben, nicht mal aus Liebe und Hingabe.

 

Schlusswort: Ich bin, so wie ich eben bin, ehrlich… authentisch…. loyal… Du kannst mich so akzeptieren und es genauso halten oder wieder gehen. Die Entscheidung liegt ganz bei Dir. Doch solltest Du Dich für das Bleiben entscheiden, habe ich zwei Bitten an Dich: Betrachte mich als Mensch und verletze mich nicht mit Unwahrheit!!!“

 

Und was glaubt Ihr habe ich daraufhin gefunden? „Dommel“, die es als Herausforderung ansahen, herauszufinden, wie weit sie gehen können und dürfen und wieviel Unehrlichkeit in kleinen Dosen ich mir gefallen lasse. Doch diesmal war ich lernfähig …Profile sind gelöscht, suchen muss ich nicht mehr, denn ich habe gefunden – und was für einen Herren, den geb ich in diesem und im nächsten Leben nicht mehr her.

 

Einen kleinen Rat noch zum Abschluss an die Devoten Menschen unter uns, die auf der Suche nach dem dominanten Gegenstück sind: sucht selbst aktiv und lasst Euch Zeit damit, denn nur so könnt ihr auch auf die versteckten Warnsignale hören. Beherzigt den Rat, den mir Gentledom 2016 gegeben hat, sucht nicht naiv und blauäugig und nicht ohne jemanden, der Euch ausbremst, wenn Ihr vor lauter Sehnsucht mit Scheuklappen durchs Leben lauft. Für Eure Suche wünsche ich Euch von Herzen alles Gute und Erfolg.

 

© Seele 2021

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